Fan-Butten zur Rosetta Mission

Mach’s gut, Rosetta, und danke für die Daten!

Manchmal ist keine Nachricht die beste Nachricht. Heute Mittag zum Beispiel: Das Signal, das die Raumsonde Rosetta seit Januar 2014 treu und konstant zur Erde schickte, riss ab. Ende, Schluss, aus, von Rosetta wird man nie wieder etwas hören. Einerseits ist das traurig, weil Rosetta in den vergangenen Jahren vielen Menschen – Wissenschaftlern ebenso wie interessierten Laien wie mir – ans Herz gewachsen ist, andererseits ist das ein riesiger Erfolg. Das Abreißen des Signals war das erhoffte Indiz dafür, dass Rosetta auf „ihrem“ Kometen aufgesetzt hatte. Entsprechend war auch die Stimmung im Rosetta-Kontrollzentrum in Darmstadt: Irgendwas zwischen vorsichtiger Freude, weil anfangs keiner dem Braten so richtig traute, verhaltenem Stolz und leiser Wehmut, weil für die Sonde der Moment ihres Erfolgs auch das Ende ihrer (Um-)Laufbahn bedeutete.

Aber genau so war’s ja gedacht: Nach 786 Tagen, die der ESA-Satellit im Orbit von Komet 67P/Churyumov-Gerasimenko – für Freunde „Tschuri“ – verbracht hat, haben die ESA-Wissenschaftler ihn jetzt kontrolliert abstürzen lassen. Sie haben ihn in einer Höhe von 19 Kilometern jäh abgebremst, ihn minutiös geplant aus seiner gerundeten Umlaufbahn gerissen und mit zuletzt 90 Zentimetern pro Sekunde auf den Kometen sinken lassen. Nach allem, was Rosetta bis wenige Meter vorm Aufsetzen noch alles zur Erde gefunkt hatte, präzise und genau wie geplant. Genau wird man es nie wissen, weil die Systeme exakt im Moment des Aufsetzens abschalteten – ebenfalls wie geplant, schließlich war eine Landung für Rosetta ja nicht vorgesehen gewesen.

Rosettas Vermächtnis: jede Menge Infos

Aber vorher, vorher hat die Sonde noch jede Menge Informationen und Fotos zur Erde geschickt: „A big harvest of data“, wie Monika Jones, die großartige Kommentatorin der heutigen Kometenlandung, im Controll-Center in Darmstadt verkündete. „Science is just beginning“, bestätigte der mindestens ebenso großartige Projektwissenschaftler Matt Taylor angesichts des Bergs an Daten, die Rosetta ihren Vätern und Müttern noch in ihren letzten Sekunden vermacht hat und die in den kommenden Monaten ausgewertet werden müssen.

Ganz ehrlich, liebe Leute bei der ESA: Für mich seid ihr Helden der Wissenschaft. Es ist schon kühn, einen Satelliten zu einem Kometen zu schicken, ihn nach zehn Jahren aus dem Tiefschlaf zu holen und davon auszugehen, dass alle Instrumente funktionieren (was sie getan haben). Es ist dreist, einen Lander mitzuschicken, der zielgenau auf dem Kometen aufsetzen soll – hunderte Millionen von Kilometern von der Erde entfernt und nach ichweißnichtwievielen Runden um die Sonne – was ja auch geklappt hat. (Dass Philae sich nach dem Aufsetzen direkt ein schattiges Plätzchen gesucht, ein bisschen Wissenschaft betrieben und dann einen dauerhaften Winterschlaf mit einer einzigen kleinen Unterbrechung begonnen hat – geschenkt.) Aber einem Flug-Satelliten trotz der Funk-Verzögerungen von mitunter 40 Minuten mitten im Betrieb zu sagen, er solle ebenfalls auf diesem 720 Millionen Kilometer entfernten Kometen einparken, ist eine Frechheit. Eine gelungene Frechheit, wohlgemerkt.

Meine Helden der Wissenschaft

Ich bin zutiefst beeindruckt von eurer Leistung, die ich seit ziemlich genau drei Jahren verfolge: Dem Gespann Rosetta, Philae und Tschuri bin ich im September 2013 beim Tag der Luft- und Raumfahrt des DLR in Köln erstmals begegnet und sofort verfallen. Offenbar ging es unzähligen Menschen überall auf der Welt genauso: Der Livestream der Landung aus dem Darmstädter Kontrollzentrum war komplett überlastet, und parallel explodierte Twitter zu Hashtags wie #CometLanding, #GoodbyeRosetta oder schlicht #ESA.

Ihr habt an unterschiedlichsten Standorten in ganz Europa jahrelang, präzise und über Sprachbarrieren hinweg zusammengearbeitet, jede Menge Herzblut und Hirnschmalz investiert, Menschen wie mich begeistert, Künstler inspiriert und den Forscherdrang im Physikernachwuchs geweckt. Und ihr habt Meilensteine geschaffen für die Wissenschaft, für die Raumfahrt, für künftige Missionen.

Sagt Bescheid, was als nächstes kommt. Ich wär’ dann soweit.

 

Foto: Dieser Button zeigt’s: Ich bin Fan, seit ich Rosetta, Philae und Tschuri 2013 beim Tag der Luft- und Raumfahrt des DLR begegnet bin. Als Modelle natürlich. Foto: Susanne Bexten

 

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